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Bobbel: Der Erfinder

Posted by beyenburgerin - April 12, 2017

Bobbel sind der neue Wolltrend. So scheint es zumindest. Die Angebote werden immer umfangreicher und auch große Wollfirmen versuchen jetzt mitzumischen. Deshalb möchte ich hier eine kleine Serie rund um Bobbel schreiben.

Bobbel – Wolltrend   (Was ist ein Bobbel, welche Qualitäten gibt es, worauf sollte man achten)

Bobbel – Zwirnen   (Wie mache ich aus einem gefachten ein gezwirntes Garn)

Bobbel – Stricken   (Tipps zu Stricknadeln, Mustern etc.)

Bobbel – Der Erfinder der Bobbel   (1985- der „Bobbel“ wird geboren)

(Hinweis: dieser letzte Post zu Bobbelgarn ist umfangreich und voraussichtlich werde ich noch Ergänzungen machen)

Bitte anklicken: Beispiele für den Colcoton Farbverlauf gibt es hier und hier.

Meines Wissens wurden die Farbverlaufsbobbel im Jahr 1985 hier in Beyenburg erfunden. Und zwar war der Erfinder der Bobbel der Besitzer der Firma WGF (Wuppertaler Garnbleicherei und Färberei, vormals Hasenclever und Hüser), Herrn Wolfgang Hasenack. Die Firma färbte Garne für die Industrie und Colcoton Unikat war dann der die „Handarbeitsgarn Sparte“ der Firma.

Die Bobbel im Farbverlauf von 100 Farbspiele kamen also erst wesentlich später auf den Markt. Und zu dem Zeitpunkt gab es auch den Begriff Bobbel noch nicht.

Und es wurden nicht nur die Farbverlaufsbobbel erfunden, sondern direkt ein ganzes System dahiner, die Colcoton Unikat Colorthek mit dem entsprechenden Twister (Zwirnmaschine). Der Twister wurde extra für das System entwickelt und in einer Firma in Radevormwald hergestellt.

Foto Colorthek und Twister   (Bitte auf das Foto klicken zum Vergrößern)

Weitere Fotos:

http://www.filoeuvre.com/qui-suis-je  (etwas runterscrollen)

http://www.filoeuvre.com/catalog/15/filvenne

http://www.wol-zo-eerlijk.nl/echte-unikat/

Wie funktioniert nun dieser Twister?

Es wurden 3 bis 9 Konen mit 50 g Fassungsvermögen auf den Twister aufgesetzt. Dieser hatte einen Stromanschluss und drehte sich also elektrisch.  Die Konen hatte an der Unterseite eine spezielle Form, so dass sie eingerastet werden konnten. Der Faden wurde durch eine spezielle Führung gespannt und dann auf einen Wollwickler von Hand aufgewickelt. Damals wurden noch überwiegend Pullover und Jacken gestrickt. Es wurden also 4 oder 5 Knäuel mit Farbverlauf gewickelt, für Vorderteil(e), Rückenteil und Ärmel. An dem Twister selber war ein Zählwerk angebracht. Man berechnete vorher wann man eine Farbkone wechseln musste oder hielt sich dafür an Anleitungen.

Anleitungen wurden in dem Designstudio von WGF Colcoton Unikat entwickelt (für das ich auch Modelle gestrickt habe). Es wurden mehrere eigene Zeitschriften mit Anleitungen erstellt. Außerdem gab es Werbung in den gängigen Handarbeitszeitschriften sowie ab und an auch dort Modelle. Ebenso hab es einen Stand auf der Handarbeitsmesse (Fachbesuchermesse) in Köln.

Colcoton 2

Foto eines Modells aus einer damaligen Zeitschrift der Firma WGF (ich habe nachgefragt, diese Fotos dürfen gezeigt werden). Diesen und den nächsten Pullover habe ich damals gestrickt. Man sieht die sanften Farbübergänge des Farbverlaufs. Den Sternenpullover hatte ich nach einer Skizze gestrickt und konnte ihn später erwerben. Das ist schon etwa 25 Jahre her

Wie man sehen kann, bestand (und besteht weiter bei Venne) das Colcoton Unikat System zunächst aus kleinen Konen mit jeweils 50 g Garn. Diese gab es in einer unglaublichen Farbenvielfalt, 100 Farben, und in vielen Garnqualitäten: merzerisierte Baumwolle (Programm 7) in allen und und reine Schurwolle (Programm 4) in nahezu Farben der Farbpalette. Gekämmte Baumwolle (Programm 8), Baumwoll-Schurwollmischung (Programm 6), Alpaka aus Chile, reine Schappseide (Programm 9) und Mohair (Programm 2). Ich habe das große Glück, noch einen Farbfächer aus den frühen 90igern in meinem Besitz zu haben (siehe Foto oben).

Geliefert wurden an die Geschäfte jeweils 500 g, also 10 Konen, die auf einem Blistertablett steckten. Man konnte diese Tabletts problemlos übereinander stapeln. Leere Konen und Blistertabletts wurden zurückgenommen un wiederverwendet.

Hier sind noch meine kleinen Restbestände von Colcoton Unikat Kidmohair und einem mittlerweile farblich veränderten Blistertablett zu sehen. 

Colcoton Unikat war also ein geniales System, um Farbverläufe aus hochwertigen Garnen herzustellen. Lediglich das Mohair hatte 25% Polyamid-Beimischung, sowie Glitzer-Beilauffäden aus Synthetik, alle anderen Garne waren reine Naturgarne. Ab Mitte der 80iger und bis Mitte der 90iger war das eher ungewöhnlich. Man konnte die verschiedenen Garnqualitäten auch auf dem Twister mischen, z.B. auch eine Mischung aus Schurwolle und Alpaka erstellen usw.

Colcoton 1 a

Kinderpullover, die ich für meine Kinder entworfen hatte und dann auch für die WGF Zeitschrift in Colcoton Unikat nachgestrickt hatte. 

Beyenburgpullover, mein Entwurf aus dem Jahr 1990, gestrickt mit Colcoton Unikat Garnresten aus der Restekiste im Designstudio

Der Strickboom, der Anfang der 80iger eingesetzt hatte, hielt leider nicht an. Da half es auch nicht, ein geniales Farbverlaufsgarn-System erfunden zu haben. Mitte der 90iger gab WGF die colcoton Unikat Sparte an die Firma Bender in Holland ab, die es dann 1997 an Venne weitergab. Immerhin existiert bei Venne das Colcoton System weiter. http://www.vennecolcoton.com/catalogus/garens_Yarns_Garne.html Aber es ist noch nicht wieder zu der Bekanntheit gelangt, die es in den 90iger Jahren hatte. Und es ist schwierig, ein Geschäft zu finden, dass noch die gesamte Colorthek anbietet. Die Firma Venne spezialisiert sich eher auf Webgarne und bietet daher Colcoton Unikat eher für den Webbereich ein. Zum Teil findet man ein kleines Angebot auch in Läden für Klöppelzubehör.

Die Firma WGF gibt es leider nicht mehr. Die wohl berühmteste Färbung, die je in dieser Firma gefärbt wurde, ist die Installation von Christo „The Gates“ im Central Park in New York.

Schade, dass der Bobbel-Boom nicht einige Jahre früher kam. WGF hätte sicherlich traumhafte Farben für die Bobbelwickelei färben können. Und es gab die Kontakte, an extrem hochwertige Rohgarne zur Färbung zu gelangen. Das würde den heutigen Markt eindeutig noch bereichern.

Vielen Dank an Herrn Wolfgang Hasenack, der mittlerweile 90-jährig nun in der schönen Oberlausitz wohnt,  mit dem ich einen netten Email Kontakt hatte um noch einige Fakten zu erfragen.

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Bobbel: Stricken

Posted by beyenburgerin - April 10, 2017

Bobbel sind der neue Wolltrend. So scheint es zumindest. Die Angebote werden immer umfangreicher und auch große Wollfirmen versuchen jetzt mitzumischen. Deshalb möchte ich hier eine kleine Serie rund um Bobbel schreiben.

Bobbel – Wolltrend (Was ist ein Bobbel, welche Qualitäten gibt es, worauf sollte man achten)

Bobbel – Zwirnen (Wie mache ich aus einem gefachten ein gezwirntes Garn)

Bobbel – Stricken (Tipps zu Stricknadeln, Mustern etc.)

Bobbel – Der Erfinder der Bobbel (1985- der „Bobbel“ wird geboren)

Tuch Kite-O-Mania aus 100% Merino 

Von einer Häklerin habe ich gehört, dass sie Bobbelgarn gerne gefacht verhäkelt, weil das Gehäkelte dann weicher wird. Ich selber habe keine Erfahrungswerte dazu.

Ich persönlich verstricke Bobbegarn am liebsten, wenn ich es zuvor verzwirnt habe. Dann muss ich nicht immer schauen, ob ich auch alle Fäden erwischt habe. Ich lese zum beispiel gerne, während ich stricke.

Da die meisten aber ohnehin aufs Strickzeug schauen, ist es unerheblich, ob das Bobbelgarn gefacht oder verzwirnt ist.

Wichtig ist allerdings, dass man gute Stricknadeln verwendet, die keine rauen Übergänge zwischen Seil und Nadel oder bei Schraubsystemen auch Löcher mit Graten daran haben.

Ich möchte hier auf meinen Chiaogoo Stricknadeltest verweisen. Dort gibt es einen Vergleich mit anderen Stricknadeln sowie Nahaufnahmen, auf denen man das Problem der   Grate und der Seilübergänge erkennen kann. Bei schlechten Seilübergängen rutscht schnell mal ein Fädchen oder zwei in diesen Übergang. Da macht das Stricken keinen Spaß. Hier mal ein Beispiel aus meinem Test:

Oben Knitpro, unten Chiaogoo. Bei Knitpro erkennt man schon einen Übergang an den Seilen, an dem ein Fädchen hängenblieben kann. Bei Chiaogoo erkennt man das sauber ausgebohrte Loch ohne Grate. Hier noch ein paar Detailfotos.

Außerdem finde ich es hilfreich, mit Stricknadeln mit einer langen Spitze zu stricken wie bei den Chiaogoo Stricknadeln oder anderen Lacenadeln. Dazu finden sich auch Fotos verschiedener Nadeln in dem Test. Addi Lace hatte ich mir vor etwa 10 Jahren gekauft. Die haben sich aber farblich verändert, sowohl die Spitzen, als auch die Seile. Und sind nicht mehr besonders glatt, so dass die Maschen nicht gut über die Nadel rutschen. Aber das muss jeder für sich testen.

Mit meinen Chiaogoos bin ich jedenfalls auch nach zwei Jahren noch total zufrieden. Besonders gefällt es mir, dass ich durch die flachen Spitzen, glatten Nadeln und guten Übergänge schneller stricken kann. Dabei mache ich bei den einzelnen Maschen keine schnelleren Bewegungen, es strickt sich eben alles nur glatter und ohne Unterbrechungen, weil irgendwo wieder etwas hängt oder so. Und das Einstechen läuft mit den speziellen Spitzen auch reibungsloser ab.

Möchte man an ein Kleidungsstück aus Bobbelgarn noch Perlen und Fransen machen, so sollte man bedenken, dass man am Anfang hierfür eine ausreichende Menge Garn erst einmal abwickelt, bevor man anschlägt. Später wird man diese Farbe ja nicht mehr im Knäuel finden.

Bei glatt rechts Gestrick sind Farbübergänge deutlich sichtbarer als bei Mustern wie zum Beispiel kraus rechts oder Lochmustern. Man sollte dshalb in Erwägung ziehen, Bobbel nicht unbedingt glatt rechts zu stricken. Es sei denn, man möchte den Übergang der einzelnen Farbstreifen betonen.

[Nach neuer Rechtsprechung Werbung da Namensnennung]

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